Good to know – Sehvermögen
Dass Pferde einen nahezu Rundumblick von ca. 350° haben, ohne dabei ihren Kopf bewegen zu müssen, ist im Allgemeinen bekannt. Doch wie sieht es z.B. mit der Wahrnehmung von Tiefe, Kontrasten und Farben aus? Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Pferde in der Dämmerung am besten sehen und Kontraste besser erkennen als einzelne Farben. Interessant ist auch, dass die Sehschärfe eines Pferdes massgeblich von der Farbe des zu betrachtenden Objektes bestimmt wird. So sehen Pferde bspw. ein blaues 5mm breites Band wesentlich schlechter als ein gelbes mit gleicher Grösse aus gleicher Entfernung. Besonders bunte Farben, die sich stark von grau unterscheiden, wie z.B. gelb oder orange werden vom Pferd besonders gut wahrgenommen bzw. ziehen die Aufmerksamkeit des Pferdes stärker auf sich. Die Tiefenwahrnehmung wiederum ist nur im Bereich des binokularen Sehens (Bereich direkt vor dem Pferd, welchen das Pferd mit beiden Augen sieht) vorhanden. Mit Tiefenwahrnehmung ist die Fähigkeit gemeint, die eigene Umgebung dreidimensional zu sehen. Ohne eine funktionierende Tiefenwahrnehmung wären Pferde nicht in der Lage, Distanzen gut einschätzen zu können. Im Bereich des eindimensionalen Sehens (rechts und links neben dem Pferd) wiederum sind Pferde etwas schreckhafter, wenn plötzlich ein Objekt erscheint, da sie die dort die Distanz zum jeweiligen Objekt nicht gut einschätzen können. All dies Wissen rund um das Sehvermögen von Pferden kann uns im täglichen Training mit ihnen helfen. Zum einen schafft es mehr Verständnis, wenn das Pferd mal vor einem unbekannten (für das Pferd nicht gut identifizierbaren) Objekt scheut und zum anderen ist es einfach gut zu wissen, welche Farben und damit auch Objekte vom Pferd besser gesehen werden und welche nicht. Besonders beim Springen über bunte Hindernisse, kann dies von Vorteil sein.
Diese und viele weitere aktuelle Studienergebnisse wurden in der Publikation „Equine Vision – A review of current knowledge and how it affects our relationship with the horse in terms of learning“ von Dr. Stéphane Montavon zusammengefasst.