Erhalten die Berner Störche bald neue Nachbarn?

Jungstörche kehren nach drei bis fünf Jahren zu ihren Brutstätten zurück, um sich niederzulassen und eine Familie zu gründen. Oftmals problematisch für die Jungtiere ist jedoch einen geeigneten Platz für den Nestbau zu finden. Um dies dem Nachwuchs der Berner Störche zu vereinfachen, installierte das Nationale Pferdezentrum Bern diese Woche in Zusammenarbeit mit der Berner Berufsfeuerwehr und dem Natur- und Vogelschutzverein Wasen erfolgreich eine Nisthilfe für Störche auf dem Giebel einer der historischen Reithallen.

Im Jahr 2017 zog das berühmte Berner Storchenpaar auf dem Horst des Schmittengebäudes des Nationalen Pferdezentrums (NPZ) inmitten von Bern das erste Mal erfolgreich Nachwuchs auf. Um dem nun erwachsenen Jungstörchen gute Bedingungen zu bieten, entschied sich die Betriebsleiterin des Nationalen Pferdezentrum Berns, Dr. Salome Wägeli, eine entsprechende Nisthilfe in unmittelbarer Nähe anzubringen. «Es besteht zwar eine kleine Gefahr, dass unser Berner Storchenpaar in das neue Nest abwandert», erklärt Wägeli, «Aber das Risiko gehen wir ein. Bereits jetzt sind täglich weitere Störche über dem NPZ zu sichten.» Auf der Webkamera der Berner Störche (www.berner-storch.ch) war in den letzten Tagen zu beobachten, dass ein dritter Storch sich mit dem Paar im Nest stritt. Warum es bei dem Streit ging oder ob es sich dabei wirklich um eines der Jungtiere des Paares handelt, ist jedoch unklar.

Dank der Berner Berufsfeuerwehr konnte die Nisthilfe fachmännisch auf dem Dach der Reithalle des Nationalen Pferdezentrums, die 1927 gebaut wurde, angebracht werden. Alfred Winkler des Natur- und Vogelschutzvereins Wasen hat das Nest von Hand aus Weidenzweigen angefertigt. Winkler steht im engen Austausch mit der Gesellschaft Storch Schweiz und hat sich viele Gedanken darüber gemacht, welche Nisthilfe die richtige für die Berner Störche ist: «Die Nisthilfe ist vollständig aus natürlichen Materialien und soll dadurch für die Störche besonders attraktiv wirken.» Das Nest ist nicht auf dem Dach festgeschraubt, sondern liegt durch das Eigengewicht und die durchdachte Konstruktionsweise fest auf dem Dachgiebel. Feuerwehrmann Daniel Christen, der den Einsatz im NPZ leitete, hat die Stabilität selbst getestet: «Das Nest ist erstaunlich stabil – wie eine Plattform.»

Bereits bei der Anbringung der Nisthilfe überflog ein dritter, einzelner Storch die Reithalle. Ob er bereits ein Auge auf das neue, attraktive Nest geworfen hat, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Man könnte es auch den Berner Störchen nicht übelnehmen, wenn sie sich für einen Umzug entscheiden würden – wer kann bei einem solchen Nest und bei dieser Aussicht bloss wiederstehen? Das NPZ freut sich auf jeden Fall auf die neue Nachbarschaft und hofft auf einen baldigen Einzug von neuen Bewohnern.